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Glossar
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Säuglingswege zu Kraft und Schönheit
[Deutschland 1927, Produktion: Kulturabteilung der Ufa, Zulassungsdatum: 3.5.1927, 35mm, 7 Minuten]
Es gehörte zur Geschäftspraxis der Kulturabteilung der Ufa, dass sie bestimmte Aufnahmen und auch ganze Teile von Filmen mehrfach „recycelte“, so dass die gleichen Bilder in unterschiedlichen Zusammenhängen auftauchen. Das ist auch der Fall bei Säuglingswege zu Kraft und Schönheit, dessen Titel sich wohl auch ein wenig ironisch auf einen der großen Erfolge der Ufa bezog: den abendfüllenden Kulturfilm Wege zu Kraft und Schönheit (1925) über Körperkult und Körperertüchtigung. 1929 veröffentlichte die Ufa den zweistündigen Kulturfilm Die Allgewalt des Sports, der vom Turnen über die Leichtathletik bis hin zu Fußball, Tennis und Skifahren diverse Sportarten ausführlich vorstellte. Am Anfang dieses langen Film stand der bereits 1927 herausgebrachte Kurzfilm Säuglingswege zu Kraft und Schönheit. Vorgeführt wird darin die vom Kinderorthopäden und ehemaligen Offizier Detleff Neumann-Neurode (1879-1945) entwickelte Säuglings-Gymnastik, die beispielsweise Rückgratverkrümmungen mithilfe von Massage, Gymnastik und Turnübungen behandelte und auf die „Kräftigung schwächlicher Säuglinge“ abzielte. Das Resümee des Films: „So werden aus rachitischen, verkrümmten und schwächlichen Großstadt-Kindern kleine Säuglings-Akrobaten herangebildet.“
Die Zwischentitel des Films:
1. Major a. D. Neumann-Neurode hat eine Technik der Säuglings-Gymnastik ausgearbeitet, die die Kräftigung schwächlicher Säuglinge bezweckt und erzielt. Einige erfolgreich behandelte kleine Patienten.
2. Zunächst werden durch Massage und passive Bewegungen die Muskeln, Knochen und Gelenke in Aktion gesetzt und gekräftigt.
3. Das Hauptprinzip ist aber, die Säuglinge aktiv turnen zu lassen!
4. Der natürliche Bewegungsdrang der Kleinen wird geschickt benutzt, so entstehen „Übungen“. Bei Anzeichen stärkeren Mißbehagens ist die Uebung abzubrechen.
5. Beinarbeit eines 3 Monate alten Turners. (Rückenansicht.)
6. Allmählich erlangen die kleinen Gymnastiker eine bemerkenswerte selbständige Geschicklichkeit.
7. Bei bestimmten Griffen reagieren sie fast automatisch mit kräftigen und starken Drehungen und Streckungen.
8. Durch optische und akustische Reize (Spiegel, Klingeln und dergleichen) ……
9. …. wird der Säugling „überlistet“ und zu der gewünschten Bewegung (Streckung der Rückenmuskulatur) veranlaßt.
10. So werden aus rachitischen, verkrümmten und schwächlichen Großstadt-Kindern kleine Säuglings-Akrobaten herangebildet.
11. Ende.
Text: Philipp Stiasny
Aus "Erziehe Dich selbst!" - Programm aus verschiedenen Kulturfilmen
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